Verzweifelte Eltern kennen es gut:
Das tägliche Drama um die Hausaufgaben und ihre Bearbeitung!
Das Kind hat keine Lust und verweigert sich. Mama und Papa beginnen mit viel Verständnis auf Augenhöhe und mit ganz viel Geduld.
Als das nicht klappt, erhöhen sie den Druck.
Das Kind verweigert sich erst recht und irgendwann ist das eine Mischung aus Resignation, Wut, Verzweiflung und Unverständnis auf allen Seiten.
Lernen zu Hause kann gewaltig nerven!
Niemand weiß das besser als Eltern, die frisch aus dem Corona-Modus kommen. Die Gleichzeitigkeit aus Beruf und Familie setzt diesem bunten Treiben meistens noch die Kroneauf. Die Nerven liegen blank, die Situation eskaliert. Mama schreit. Kind schreit. Papa weint. Oder so ähnlich..
Am Ende lernt das Kind die Eltern als schulische Druckmacher kennen und Eltern sehen in ihrem Kind in Lernsituationen die Totalverweigerung und sind oft total enttäuscht, dass sie es einfach nicht „hinkriegen“, so wie alle sagen:
gemeinsam und ohne viel Schimpfen. Wie soll das gehen?
Wo ist der Schlüssel zum glücklichen Lernmoment mit dem eigenen Kind?
Warum gelingt Tante Steffi und Oma einmal die Woche spielend, wobei Mama und Papa beim bloßen Gedanken bereits Schweißausbrüche bekommen?
Die vier wichtigsten Gründe dafür erfahrt ihr in diesem Blog-Artikel. Jeweils hinter dem Problem findet ihr Lösungsideen, deren Umsetzung direkt heute Nachmittag beginnen kann. Wichtigste Info vorweg:
Ihr seid nicht allein und nichts ist unlösbar!
Die vier Gründe, warum Eltern das mit den Hausaufgaben nicht hinbekommen:
1. Irgendwie, irgendwo, irgendwann.. Hausaufgaben als Zufallsprodukt im Alltag!
Am Küchentisch, während des Essenkochens, abends kurz vor dem Weg ins Bett auf die Schnelle und alle sind schon müde, nach einem langen Arbeitstag. Übrigens für alle! Denn Schule ist genauso Arbeit für das Kind.
Am Sonntagnachmittag nach einem spaßigen Wochenende als „Vorbereitung“ auf den ohnehin verhassten Montag oder noch schnell im Auto auf dem Weg zum Fußball. Hausaufgaben sind die lästige Pflicht, die man gerne aufschiebt und in die vermeintlichen Lücken des Tagesablaufs presst. Das merken alle und das geht an die Substanz!
Lösung: Schaffe eine verlässliche Struktur, die du selbst mit deinem Kind einhalten kannst und stecke den genauen Rahmen ab!
So könnte das aussehen:
Zu einer festgelegten Zeit, zum Beispiel nach dem Mittag- oder Abendessen und einer halbstündigen Pause, kümmern wir uns eine Stunde lang gemeinsam um die Schule. Das Handy ist aus, das Essen ist erledigt, es gab Momente der Entspannung für alle vorweg,
im besten Fall gibt es Kekse oder was Süßes dazu. Versüßungen der lästigen Pflicht sind unbedingt erlaubt!
Zehn Minuten vor Beginn der Hausaufgaben erinnere dein Kind daran, dass ihr euch fest verabredet habt und sei verlässlich zur vereinbarten Zeit vor Ort!
Schaffe räumlich einen Ort für euch.
Das kann der Schreibtisch des Kindes im Kinderzimmer sein, oder der Esstisch im Wohnzimmer oder der Küchentisch. Dein Tisch ist kein „Schreibtischtäter“? Was spricht gegen den Fußboden, das Bett, das Klemmbrett auf der Couch? – Richtig: eigentlich nichts!
Wichtig ist: alle sind innerlich drauf eingestellt, es gibt eine verlässliche und immer gleiche Struktur. Ist die vereinbarte Zeit um, dann ist sie um!
Schafft das Kind das geforderte Pensum nicht in der Stunde, dann macht erst eine Pause bevor ihr gemeinsam überlegt, wie dieses Problem gelöst werden kann, aber haltet euch an eure Verabredung.
2. Eltern und Kind gehen in Machtkämpfe, statt Ursachen zu suchen.
„Ich will nicht. Ich kann nicht. Ich mach das nicht!“ – „Aber du musst doch.., du sollst…, versteh doch…was soll nur aus dir werden?“ Das Kind geht in eine Verweigerungshaltung und die Eltern spielen das Spiel um den Hausaufgaben-Machtkampf mit. Am Ende hat keiner was gelernt, alle fühlen sich schlecht. Im schlimmsten Fall weiß Mama jetzt alle Englischvokabeln aus dem FF und Papa hat das Märchen zu Ende geschrieben,
– damit endlich Ruhe ist!
Lösung: Geh einen Schritt zurück und stelle die Frage nach den Ursachen der
Verweigerung!
Ist der geforderte Inhalt zu schwer oder vielleicht zu leicht für das Kind? Beides führt sehr schnell zu Verweigerung – zu recht!
Frage genau nach, WAS an der Aufgabe dem Kind unlösbar erscheint oder es langweilt. Bei Überforderung: Babysteps! Ein ganzes Arbeitsblatt zum Thema Wortarten, kleingedruckt und alles abschreiben?! – Nö!
Versucht es mit einer eigenen Struktur: Brecht die Mammutaufgabe „Arbeitsblatt“ in kleinere Lerneinheiten für das Kind herunter:
„Erstmal bis Zeile 12, das schaffst du und dann machen wir eine Bewegungspause..“
Ist Zeile 12 prima abgeschrieben, dann darf kräftig gelobt werden – ohne direkt zum nächsten Abschnitt überzugehen.
Die versprochene Pause wird auf jeden Fall gemacht!
Nimm wahr, was dein Kind leistet und erkenne jede noch so vermeintlich kleine geschaffte Aufgabe an! Und was ist, wenn wir das nicht schaffen? Wenn es einfach zu viel ist und es schlicht nicht machbar ist?
Dann darf das auch ohne Gesichtsverlust dem Lehrer oder der Lehrerin direkt rückgemeldet werden. Manchmal überzeugt eine Notiz im Hausaufgabenheft: „Mia hat es wirklich versucht, aber nach einer Stunde haben wir Schluss gemacht, weil sie sich nicht mehr konzentrieren konnte!“
Die Lehrkraft, die dann noch darauf beharrt, dass alle erledigt sein soll, empfehlen wir eine Fortbildung in Sachen Motivation und Didaktik.
3. Hausaufgaben werden durchgezogen und sind der ätzende Antipol zu Spaß und Spiel.
Schnell die Matheaufgabe machen, danach etwas spielen.
Noch eben die Vokabeln und dann gehen wir raus.
Aufgaben werden als lästige Pflichterfüllung gesehen, die das Familienleben unterbrechen und für Kinder erscheinen sie als der anstrengende Antipol zu Spaß und Spiel. Hausaufgaben werden oft angestrengt abgearbeitet und über lange Arbeitsphasen „durchgezogen“, damit sie endlich „weg“ sind.
Lösung: Legt verbindlich gesteckte Arbeitsphasen und Pausen fest, in denen das Kind sich bewegen darf, etwas mit dir spielerisch erarbeitet.
Das Einmaleins muss bis Freitag sitzen und heute ist schon Mittwoch? Es klappen aber erst die Fünfer- und die Zehner-Reihe?
Statt des stoischen Sitzens am Tisch, probiert mal Trampolinspringen oder Kniebeugen beim Rechnen aus.
Der Kopf denkt freier, wenn der Körper sich bewegen darf..
Einwand vieler Eltern: Das ist nicht umsetzbar! Mein Kind hat so viel auf, das ist zu ineffektiv, das schaffen wir nicht!
Lösung: Hinterfragt das Pensum der Hausaufgaben.
Mehr als eine Stunde am Tag sollte ein Kind in der fünften Klasse beispielsweise nicht mit Hausaufgaben verbringen müssen – es sei denn, es wird eine Arbeit geschrieben, da dürfen es auch mal mehr sein!
Und meldet Über- und Unterforderung an die Lehrkräfte zurück, – nur so kann dein Kind auch den täglichen Herausforderungen gelassener gegenüberstehen und „Frau Müller“ ist auf diese Art der Rückmeldung angewiesen, um überhaupt zu merken, dass sie die Kinder über- oder unterfordert.
4. Papa hat mehr Angst vor der Mathearbeit als der Sohn.. die Sache mit der Verantwortung
Die Eltern haben mit ihrem Kind unheimlich viel für eine Arbeit geübt. Zuhause klappte alles, die Lernzettel waren ausgearbeitet, es wurde nach einem ausgeklügelten System gelernt. Es könnte sich das gute Gefühl des „Es wird schon“ einstellen.
Abends auf der Couch fallen der Mutter all die Spanischvokabeln wieder ein, die hakelig waren und die Zweifel schleichen sich ins mütterliche Denksystem:
Haben wir genug gelernt?
Das geht sogar so weit, dass Eltern am Abend vor der nächsten Arbeit nicht mehr schlafen können, während das Kind getrost dem nächsten Tag entgegen schlummert.
Lösung: Gelassen Herausforderungen entgegensehen – Begleitung statt Kontrolle Intuitiv macht das Kind alles richtig – es hat keine Angst zu scheitern.
Kinder brauchen Herausforderungen, die sie meistern können, um an ihnen zu wachsen.
Darin ist die Erfahrung inbegriffen, auch einmal weniger vorbereitet in eine Arbeit zu gehen – oder gar eine Hausaufgabe nicht zu können oder sie vergessen zu haben. Oft neigen Eltern dazu, diese Erfahrungen nicht zuzulassen. Nicht zuletzt, auch weil sie befürchten, das eigene Kind könne im „Konkurrenzkampf Schule“ nicht mithalten.
Aber diese Erfahrungen sind wichtig, auch um selbst auf die richtige Lösung zu kommen.
Erfahrungen, dass etwas nicht rund und einfach läuft, sollten im Kleinen geübt werden, damit sie nicht zum Angstgegner im späteren Leben werden.
Ein Kind, das nie die Erfahrung macht, dass Fehler passieren dürfen und zum Leben dazu gehören, wird kein Vertrauen in sich entwickeln.
Es wird womöglich in vermeintlich problematischen Situationen resignieren oder gar nicht erst beginnen.
Gib deinem Kind die Chance, kontrolliert Fehler zu machen und begleite es auf seinem Weg. Und lass es die Verantwortung für sich und seinen Weg mit Schule nach und nach selbst übernehmen.
Und was haben jetzt Tante Steffi und Oma damit zu tun?
Tante Steffi und Oma sind der gelebte Ernstfall.
Weil sie all diese Punkte intuitiv berücksichtigen können und im Fall des Falles weder mit dem Kind einen Haushalt teilen, noch immerwährend für sein schulisches Fortkommen zuständig sind.
Wenn Oma die Enkel hat, oder Tante Steffi mal ein Wochenende die Neffen und Nichten bei sich, dann ist völlig klar, dass sie sich Zeit nehmen und im besten Fall auch Interesse an den Hausaufgaben zeigen.
Omas haben die Zeit und Leichtigkeit, sich den Enkeln aus einer liebevoll-zugewandten Distanz in schulischen Dingen zu nähern.
Denn sie sind nicht vollumfänglich verantwortlich.
Im besten Fall haben sie erlebt, dass ganz so lebensentscheidend die Perfektion in schulischen Dingen nicht ist.
„Das wird schon werden“ ist ein Satz, den Omas Lebensweisheit voraussagt und das ist gut so.
Es macht Sinn, ein wenig von ihr zu lernen und das Vertrauen zu entwickeln, dass das Kind seinen Weg schon gehen wird und du für es da sein wirst, egal wohin dieser Weg führt.
Diese Ideen für ein gutes schulisches Miteinander zu Hause reichen dir noch nicht?
Du möchtest weitere wertvolle Tipps, wie du den schulischen Problemen deines Kindes begegnen kannst ohne zusätzlichen Druck im Leben des Kindes zu produzieren?
Du bist nicht sicher, ob dein Kind nicht gravierendere Probleme mit der Schule hat und alles Üben hat bisher wenig Erfolg gezeigt?
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